Deshalb klaut dein Hund so gerne Socken und Schuhe
Kaum dreht man sich um, ist schon wieder ein Schuh verschwunden – und liegt wenig später angekaut im Hundekörbchen. Doch was ist der Grund?

Viele Hundehalter*innen kennen es nur zu gut: Kaum hat man Schuhe oder frisch gewaschene Socken irgendwo abgelegt, klaut sie auch schon jemand, oft von einem wedelndem Täter auf vier Pfoten. Was für uns nach einem merkwürdigen oder sogar ärgerlichen Verhalten aussieht, ist für Hunde jedoch vollkommen normal und kann verschiedene Ursachen haben. Ob jung oder alt, groß oder klein, das Interesse an unseren persönlichen Gegenständen ist bei vielen Vierbeinern erstaunlich groß. In unserer Bilderstrecke werfen wir einen genaueren Blick auf dieses Phänomen und geben hilfreiche Tipps, was bei dem Verhalten getan werden kann.
Der erste Grund liegt sehr nahe …

#1 Dein Geruch ist vertraut
Hunde besitzen eine extrem feine Nase. Deine Socken und Schuhe tragen deinen einzigartigen Körpergeruch, der für deinen Hund etwas sehr Beruhigendes und Vertrautes ist. Besonders, wenn du oft unterwegs bist oder gerade nicht daheim, sucht dein Hund nach Dingen, die nach dir riechen. Socken und Schuhe sind dafür ideal, da sie intensiv deinen Duft speichern. Dieses Verhalten zeigt, dass dein Hund dich liebt und sich in deiner Abwesenheit nach Nähe sehnt. Tipp: Gib deinem Hund stattdessen ein getragenes, aber sicheres Kleidungsstück (z. B. ein altes T-Shirt), das du ihm bewusst gibst – so fühlt er sich dir nah, ohne deine Lieblingssneaker zu zerstören.
Doch was, wenn dein Hund gar nicht sentimental ist – sondern einfach nur richtig Spaß daran hat?

#2 Schuhe und Socken sind das perfekte Spielzeug
Für viele Hunde sind Schuhe und Socken einfach tolle Spielzeuge. Sie lassen sich gut herumtragen, knautschen, schütteln oder verstecken. Gerade junge Hunde, die sich noch in der spielerischen Entdeckungsphase befinden, nutzen alles Mögliche als Beschäftigungsmaterial – und Schuhe sind da besonders spannend. Wenn du deinem Hund robuste, sichere Kauspielzeuge zur Verfügung stellst, kann das helfen. Tausche „verbotene“ Objekte gezielt gegen „erlaubte“ aus, damit dein Hund lernt, womit er spielen darf.
Aber nicht immer geht es um Spiel – manchmal fehlt deinem Hund einfach etwas ganz Grundlegendes im Alltag …

#3 Langeweile – der unterschätzte Auslöser
Ein unausgelasteter Hund sucht sich oft selbst eine Beschäftigung, um Frust oder Langeweile zu vertreiben. Liegen Socken herum oder stehen Schuhe griffbereit, werden diese schnell zum perfekten Spielzeug. Besonders Hunde, die viel alleine bleiben oder körperlich und geistig nicht ausreichend gefördert werden, neigen zu solchen Ersatzhandlungen. Achte daher auf genügend Auslastung durch abwechslungsreiche Spaziergänge, Such- und Apportierspiele oder kleine Denkaufgaben. Intelligenzspielzeuge, ein befüllbarer Futterball oder Kauartikel können helfen, den Hund sinnvoll zu beschäftigen und unerwünschtes Verhalten zu vermeiden.
Es gibt jedoch eine Zeit im Hundeleben, in der fast nichts vor seinen Zähnen sicher ist …

#4 Zahnwechsel
Bei Welpen im Zahnwechsel, der meist zwischen dem dritten und sechsten Lebensmonat stattfindet, juckt und schmerzt das Zahnfleisch spürbar. Weiche oder zähe Gegenstände wie Socken, Hausschuhe oder Schuhsohlen werden dann schnell zu einer willkommenen Kaumöglichkeit, um den unangenehmen Druck zu lindern. Dein Welpe sucht in dieser Phase instinktiv nach Dingen, auf denen er kauen kann. Biete ihm spezielle Zahnungsspielzeuge an, die sich im Kühlschrank kühlen lassen. Die Kälte beruhigt das empfindliche Zahnfleisch, lindert den Schmerz und hilft, dem Zerstörungsdrang vorzubeugen.
Doch selbst wenn alle Zähne längst da sind, kann das Verhalten weitergehen – aus einem ganz anderen Grund …

#5 Dein Hund will deine Aufmerksamkeit
Dein Hund hat schnell verknüpft: Immer wenn er einen Schuh oder eine Socke stibitzt, reagierst du sofort. Selbst wenn du mit ihm schimpfst oder ihn zurechtweist, ist das für ihn eine Form von Aufmerksamkeit. Für viele Hunde ist negative Aufmerksamkeit besser als gar keine. Besonders Tiere, die häufig allein sind oder im Alltag wenig direkte Ansprache erleben, entwickeln solche Muster leicht. Versuche daher, ruhig zu bleiben und nicht panisch zu reagieren. Schenke deinem Hund stattdessen regelmäßig bewusste Zuwendung – durch gemeinsames Spiel, liebevolles Training oder ausgiebige Kuscheleinheiten.
Manchmal steckt hinter dem Verhalten jedoch etwas ganz anderes – ein uralter Instinkt …

#6 Jagd- und Sammeltrieb
Manche Hunde – insbesondere bestimmte Rassen wie Retriever, Spaniels oder Terrier – besitzen einen ausgeprägten Jagd- oder Sammeltrieb. Für sie gehört das Aufspüren, Aufnehmen und Zurückbringen von Gegenständen zum natürlichen Verhalten. Liegt irgendwo eine Socke, wirkt sie wie eine spannende Beute, die man „erlegen“ und sicher ins eigene Lager, also ins Hundekörbchen, bringen muss. Anstatt diesen Instinkt zu unterdrücken, kannst du ihn gezielt fördern. Geeignet sind beispielsweise Apportierspiele, bei denen dein Hund Bälle oder Dummys holt, oder Suchspiele mit Leckerchen und Spielzeug.
Doch nicht jeder Grund ist so instinktiv – manche Hunde handeln aus einem inneren Unwohlsein heraus …

#7 Stress und Unsicherheit
Hunde verarbeiten Stress sehr unterschiedlich: Manche bellen ausdauernd, andere ziehen sich zurück – und wieder andere suchen sich Gegenstände, die sie stibitzen oder zerkauen. Schuhe und Socken üben dabei oft eine besondere Anziehung aus, weil sie nach vertrauten Menschen riechen und dadurch beruhigend wirken. Das Kauen selbst hilft zusätzlich, Spannungen und innere Unruhe abzubauen. Auslöser können zum Beispiel Veränderungen im Alltag, ein Umzug oder Streit in der Familie sein. Beobachte genau, in welchen Situationen das Verhalten auftritt, biete deinem Hund sichere Rückzugsorte und sorge für eine ruhige, verlässliche Umgebung.
Ein anderer – oft unterschätzter – Faktor ist das Thema Eifersucht …

#8 Eifersucht auf andere Menschen oder Tiere
Zieht ein neuer Mensch oder ein weiteres Tier bei dir ein, kann dein Hund sich plötzlich weniger beachtet oder sogar zurückgesetzt fühlen. Um wieder in den Mittelpunkt deiner Aufmerksamkeit zu rücken, zeigt er dann manchmal auffälliges Verhalten – etwa das Stehlen deiner Socken oder Schuhe. Diese dienen in solchen Momenten lediglich als Mittel zum Zweck. Achte darauf, dass dein Hund auch während solcher Veränderungen nicht zu kurz kommt. Plane bewusst exklusive Zeit nur für ihn ein, etwa in Form gemeinsamer Spaziergänge, Spielrunden oder ruhiger Kuschelzeiten, um Bindung und Vertrauen zu stärken.
Auch du kannst der Grund für das Verhalten sein …

#9 Unbewusste Bestärkung durch dein Verhalten
Vielleicht hast du deinem Hund aus Spaß einen alten Schuh zum Spielen gegeben – und damit ein klares Signal gesendet: Schuhe sind Spielzeug. Auch Lachen oder das wilde Verfolgen deines Hundes beim Sockendiebstahl kann als Belohnung wirken. Hunde lernen durch Wiederholung, und dein Verhalten kann das Klauen ungewollt fördern. Sei konsequent. Schuhe und Socken sind immer tabu – selbst alte oder „ausrangierte“ sollten nicht zum Spielen freigegeben werden. Vermeide spielerisches Verfolgen und ersetze „verbotene“ Objekte sofort durch erlaubte.
Manchmal hat das Verhalten aber auch einen ganz simplen Grund …

#10 Persönlichkeit und Eigenarten
Nicht jeder Hund tickt gleich, und manche entwickeln schlicht eine besondere Vorliebe für bestimmte Materialien oder Gegenstände – ähnlich wie wir Menschen Lieblingskleidung oder Accessoires haben. Vielleicht hat dein Hund tatsächlich einfach „eine Socke weg“, im wahrsten Sinne des Wortes. Solange er weder intensiv darauf herumkaut noch Teile verschluckt, ist dieses Verhalten meist harmlos. Akzeptiere kleine Eigenheiten, wenn sie keine Gefahr darstellen. Achte jedoch immer auf Sicherheit: Stelle sicher, dass keine Socken verschluckt werden können, und biete deinem Hund stattdessen sichere Alternativen mit ähnlicher Haptik und Kauqualität an.