Laut Studie: Was passiert, wenn man seinen Hund anschreit?

Manchmal treiben uns die Vierbeiner zwar in den Wahnsinn, dennoch sollten wir Hunde deshalb nicht anschreien! Eine Studie erklärt, was passieren kann:

Ungewolltes Verhalten zu bestrafen, ist eine häufig genutzte Trainingsmethode bei Hunden.
Quelle: IMAGO / Ardea

Hat unser geliebter Vierbeiner wieder auf den Boden gepinkelt oder einen Schuh zerbissen und uns verärgert? Dann sollte das unter keinen Umständen ein Grund zum Schimpfen sein! Viele Hundehalter*innen zerbrechen sich den Kopf über die richtige Erziehung ihres Lieblings, denn man will ihm oder ihr ja auch nicht alles durchgehen lassen. Hier wird oft zu der Methode geraten, unerwünschtes Verhalten zu bestrafen oder erwünschtes Verhalten zu belohnen. Genannt wird die erste Trainingsmethode auch „aversives Training“, während die zweite das Lernen durch positive Verstärkung ist. Eine neue Studie kam kürzlich jedoch zu dem Ergebnis, dass das Letztere, also erwünschtes Verhalten zu belohnen, viel positivere Auswirkungen hat.

Hier erfährst du mehr:

Hund, der gerade  vielleicht angeschrien wurde und deswegen depressiv ist.
Quelle: IMAGO / Panthermedia

Warum ist aversives Training so schlecht für unseren Hund? 

Eine neuere Studie kam zu dem Ergebnis, dass negative Reize wie Bestrafung und Abschreckung dem Hund nachhaltig nur Schaden zufügen. Vierbeiner leiden vermehrt unter Stress und einem geringeren Wohlbefinden und das könnte sie nach und nach pessimistischer und trauriger stimmen. Das Team um Ana Catarina Vieira de Castro der Universität Porto untersuchte dabei anhand von 92 Hunden – davon 42 aus Hundeschulen, die mit positiver Verstärkung trainierten und 50 aus Schulen, die die „aversive Methode“ wie Schimpfen und körperliche Bestrafung anwandten – wie sich die jeweiligen Methoden auf das Wohlbefinden und Stresshormone im Körper der Hunde auswirkten.

Dabei kamen sie zum folgenden Ergebnis:

Aversiv trainierte Hunde haben eher Probleme damit, Befehle zu befolgen.
Quelle: IMAGO / Addictive Stock

Aversiv trainierte Hund hören schlechter auf Befehle

Das liegt vor allem daran, so die portugiesischen Forscher*innen, dass das allgemeine Wohlbefinden von aversiv trainierten Hunden schlechter ist, als von solchen Hunden, die mit positiver Verstärkung trainiert wurden. Bestätigt wurde das durch die Auswertungen der Versuchsergebnisse, die in ihrer Untersuchung das Verhalten und die Reaktion der einzelnen Hunde gefilmt und festgehalten haben. Danach konnten sie außerdem feststellen, dass das Stresshormon Cortisol von aversiv trainierten Hunden nicht nur höher war, sondern auch, dass diese zögerlicher auf Befehle reagierten. Optimistischer gestimmte Hunde hingegen reagierten zügiger und in Vorfreude auf eine mögliche Belohnung (Leckerli) auf einen Befehl.

Auf den nächsten Seiten werden wir die zehn Dinge nennen, die passieren können, wenn du deinen Hund anschreist:

Ein Hund hat Angst, weil er angeschrien wurde
Quelle: IMAGO / blickwinkel

#1 Angst und Stress

Wer seinen Hund anschreit oder ihm gar Gewalt antut, fördert beim Hund das Stresslevel. Dein Hund kann sogar eine richtige Angst vor dir entwickeln. Hunde sind soziale und sehr sensible Tiere sind, die auf laute und aggressive Töne empfindlich reagieren. Sie spüren die negative Stimmung des Besitzers und können das Anschreien mit unangenehmen Erfahrungen verbinden, was zu Unsicherheit und Stress führt. Negative Konditionierung durch wiederholtes Anschreien verstärkt diese Reaktion weiter. Um eine gesunde und vertrauensvolle Beziehung zu fördern, ist es wichtig, den Hund mit positiver Verstärkung und freundlicher Kommunikation zu behandeln.

Wichtig: Auch große Hunde sind von solchen Ängsten betroffen! Und jeder Hund kann davon auch körperlich krank werden, die Nahrung verweigern und andere schlechte Eigenschaften entwickeln.

Und es gibt weitere Gründe, deinen Hund nicht anzuschreien ...

Hunde sind in der Regel loyale und vertrauensvolle Begleiter, die eine starke Bindung zu ihren Besitzern aufbauen.
Quelle: IMAGO / YAY Images

#2 Vertrauensverlust von Hund zu Mensch

Hunde sind in der Regel loyale und vertrauensvolle Begleiter, die eine starke Bindung zu ihren Besitzern aufbauen. Wenn ein Hund angeschrien wird, fühlt er sich verunsichert und verwirrt, da er von dem ihm vertrauten Menschen unerwartete negative Reaktionen erfährt. Dies kann zu einem Vertrauensverlust führen und das enge Verhältnis zwischen Hund und Besitzer beeinträchtigen. Der Hund kann beginnen, sich zurückzuziehen, oder sogar ängstlich und distanziert reagieren. Um eine vertrauensvolle und liebevolle Beziehung zu pflegen, ist es entscheidend, dem Hund mit Respekt und positiver Verstärkung zu begegnen und ihn in stressigen Situationen zu beruhigen, anstatt ihn anzuschreien. Durch eine einfühlsame Kommunikation können Vertrauen und Bindung gestärkt werden.

Und es gibt noch eine weitere Gründe, deinem Hund gegenüber nicht laut zu werden ...

Das Anschreien eines Hundes kann bei einigen Individuen aggressives Verhalten hervorrufen oder verstärken
Quelle: IMAGO / Design Pics

#3 Erhöhtes Aggressionsrisiko

Bestimmt hast du auch schon mal gehört, dass ein lieber Hund aus dem Nichts heraus aggressiv wurde und gebissen hat. Nun, aus dem Nichts tun Hunde so etwas nur bei einer Gehirnerkrankung, meist liegt aber ein Fehler in der Erziehung zu Grunde.

Das Anschreien eines Hundes kann bei einigen Individuen aggressives Verhalten hervorrufen oder verstärken. Hunde sind territorial und instinktiv darauf bedacht, sich selbst und ihr Revier zu schützen. Wenn sie angeschrien werden, empfinden sie dies oft als Bedrohung und verspüren den Drang, sich zu verteidigen. Dies kann zu aggressivem Verhalten führen, wie Knurren, Schnappen oder sogar Beißen. Anschreien kann den Stresslevel erhöhen und den Hund in einen Zustand erhöhter Erregung versetzen, was zu unerwünschten Reaktionen führen kann. 

Und du solltest noch etwas beachten ...

Anstatt das gewünschte Verhalten zu verstärken, kann Anschreien dazu führen, dass der Hund ängstlich oder zurückhaltend wird.
Quelle: IMAGO / Design Pics

#4 Lernhemmung statt Erfolg

Das Anschreien eines Hundes kann den Lernprozess erheblich behindern, anstatt das gewünschte Verhalten zu fördern. Wenn ein Hund angeschrien wird, gerät er oft in Verwirrung und Stress, was es ihm schwer macht, sich auf die gewünschten Anweisungen zu konzentrieren. Die negative emotionale Reaktion kann den Hund ablenken und dazu führen, dass er die Zusammenhänge zwischen Verhalten und Konsequenzen nicht richtig versteht.

Anstatt das gewünschte Verhalten zu verstärken, kann Anschreien dazu führen, dass der Hund ängstlich oder zurückhaltend wird, aus Angst, falsch zu handeln und erneut angeschrien zu werden. Dies kann den Trainingsprozess erheblich verlangsamen oder sogar ganz blockieren. Wenn du dich in seine Lage versetzt, wirst du diese Angst vor Fehlern bestimmt nachvollziehen können. 

Und noch eine Folge ist nachvollziehbar ...

Anschreien vermittelt keine klare Botschaft an den Hund.
Quelle: IMAGO / Panthermedia

#5 Kommunikationsprobleme

Anschreien vermittelt keine klare Botschaft an den Hund. Er lernt nichts und kann es dir deshalb auch nicht recht machen, weil er einfach nicht versteht, was du von ihm willst. Die beste Art der Kommunikation mit einem Hund ist die Verwendung positiver, belohnungsbasierter Methoden. Positive und belohnungsbasierte Methoden sind die beste Art der Kommunikation mit einem Hund. Durch klare und freundliche Anweisungen, ergänzt durch Belohnungen für gutes Verhalten, kann der Hund besser verstehen, was von ihm erwartet wird. Positive Verstärkung stärkt die Verbindung zwischen Mensch und Hund und motiviert den Hund, sich zu bemühen und gewünschte Verhaltensweisen zu zeigen.

Viele Menschen setzten daher auf ein reines Leckerlie-Täning. Doch auch hier solltest du achtsam sein, denn es kann ebenfalls zu Problemen führen ...

Selbst mit Belohnungen für bestimmtes Verhalten sollte man stets vorsichtig umgehen.
Quelle: IMAGO / Addictive Stock

Vorsicht mit Belohnung

Auch beim Belohnen kann der/die Hundehalter*in so einiges falsch machen. So gilt es zu beachten, dass die Belohnung (positive Verstärkung) nur in den richtigen Momenten eingesetzt werden sollte, damit sie auch den gewünschten Effekt mit sich bringt. Macht der Vierbeiner also etwas richtig, dann empfiehlt es sich an dieser Stelle das Verhalten mit einem Leckerli oder einer Streicheleinheit zu fördern. Viele Hundehalter*innen machen an dieser Stelle jedoch den Fehler und vergeben Belohnungen nur als Ablenkung, wenn der Vierbeiner demnach etwas Falsches macht. Der Hund denkt dann also: „Ich habe jemanden angebellt/angesprungen und bekomme ein Leckerli.“

Hier sollten Frauchen und Herrchen besonders aufpassen! Wie solltest du mit deinem Hund also am besten kommunizieren?

Altnativen zum Schreien und Leckerli geben Es gibt mehrere Möglichkeiten deinen Hund besser zu erziehen.
Quelle: IMAGO / Wirestock

Altnativen zum Schreien und Leckerli geben

Es gibt mehrere Möglichkeiten deinen Hund besser zu erziehen.

1. Clicker-Training: Beim Clicker-Training wird ein Clicker verwendet, der ein deutliches Geräusch erzeugt, wenn der Hund das gewünschte Verhalten zeigt. Der Clicker markiert das korrekte Verhalten in dem Moment, in dem es auftritt, und wird anschließend mit einer Belohnung gekoppelt. Der Hund lernt schnell, das Click-Geräusch mit positiver Verstärkung zu verknüpfen, was die Kommunikation zwischen Mensch und Hund erleichtert.

2. Worte zur Belohnung, Ruhe bei Fehlern: Wenn dein Hund etwas falsch machst, irgendwo sein Geschäft macht, wo er nicht soll oder viel im Auto bellt, solltest du schweigend darauf reagieren. Wenn er etwas richtig macht, solltest du ihn überschwellig mit Worten, Kuscheln und Herumtollen belohnen. So lernt dein Hund ohne verstörende Geräusche, wenn er Fehler gemacht hat.

3. Körpersprache statt Laute: Du kannst deinen Hund mit dem Körper blockieren, wenn er zurückweichen soll, ihn an der Leine kurz nehmen, wenn du spürst, dass er einen Fehler machen könnte. Such den Blickkontakt zu deinem Hund, da dies eine starke Form der Kommunikation ist. Ein sanfter Blick kann Vertrauen und Zuneigung zeigen, während ein fester Blick als Dominanz oder Bedrohung interpretiert werden kann.Nutze deine Körperposition, um dem Hund zu zeigen, was du von ihm erwartest. Steh aufrecht und selbstbewusst, wenn du Kommandos gibst, und beuge dich herab, wenn du den Hund ermutigst, zu dir zu kommen.

Am wichtigsten sind dabei immer: Sei ruhig und geduldig bei der Verwendung von Körpersprache. Manchmal braucht der Hund etwas Zeit, um die Signale zu verstehen und zu lernen, wie er darauf reagieren soll.

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