So wurden Tiere früher vor Gericht verurteilt!

Klingt heute wie ein Witz, damals war es tödlicher Ernst

So wurden Tiere früher vor Gericht verurteilt!
Quelle: imago images / Design Pics

Vor einigen Jahrhunderten war es bittere Realität: Tiere, die mordeten, stahlen, randalierten o. Ä., konnten früher angeklagt und vom Gericht verurteilt werden. Und manche der prominentesten Fälle von damals lesen sich heute wie schlechte Scherze. So wie dieses Bild, in dem ein Schwein gerade für den Galgen vorbereitet wird.
Vor dem 14. Jahrhundert wurden Tiere, die sich in irgendeiner Weise daneben benahmen, geradewegs abgeschlachtet. Zwischen dem 14. und dem 17. Jahrhundert jedoch besinnte man sich ganz auf das Gesetz. Jedes Verbrechen sollte so geahndet werden, wie es das Gesetz vorschrieb - und das betraf eben auch tierische Verbrecher. 

Hunde, Katzen, Pferde, Rinder, Schweine, Ratten, sogar Insekten (!) und viele weitere Tiere wurden, wenn sie Schaden anrichteten, angeklagt, kamen vor Gericht und bekamen sogar einen Verteidiger zugesprochen. Während jeder Anwesende aus heutiger Sicht bei einem solchen Gerichtsverfahren vermutlich nicht mehr aus dem Lachen herausgekommen wäre, weil uns die Vorstellung allein heutzutage so absurd erscheint, war das für die damalige Bevölkerung eine sehr ernste Angelegenheit. 

Wir haben auf den folgenden Seiten die kuriosesten Geschichten über Tierprozesse im (Spät-)Mittelalter gesammelt. Und manche davon sind einfach zu verrückt, um wahr zu sein... Klick dich durch!

So wurden Tiere früher vor Gericht verurteilt!
Quelle: Pexels

Ratten

Den Rattenfänger von Hameln kennt jeder - aber wer kennt den berühmtesten Anwalt von Ratten, Bartholomew Chassenée, einen Franzosen, der im 16. Jahrhundert die Verteidigung zahlreicher Ratten vor Gericht übernahm? Teilweise konnte er sie sogar freisprechen lassen, wie in einem Fall, in dem die Ratten angeklagt waren, die Gerste eines Dorfes aufgegessen zu haben. Die Ratten tauchten nicht zum Gerichtstermin auf, und Chassenée entschuldigte ihr Fernbleiben mit der Erklärung, dass sie - als Vagabunden - die Vorladung vermutlich nicht bekommen hatten und sich außerdem aufgrund der Katzen nicht trauten, das Dorf zu betreten. Da war der Richter machtlos und musste die Ratten freisprechen.

Eine weitere kuriose Geschichte gibt's auf der nächsten Seite!

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Esel

Manche Prozesse gab es sogar noch richtig spät: 1750 wurden ein Mann und seine Esel-Dame der Sodomie angeklagt und zum Tode verurteilt. Die Eselin wurde jedoch freigesprochen, nachdem der Priester des Dorfes aussagte, er kenne das Tier und wisse, dass sie ansonsten sehr gut erzogen und "eine höchst ehrliche Kreatur" sei. 

Wofür Insekten angeklagt wurden, liest du auf der nächsten Seite!

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Insekten

Beispielsweise wurden 1478 in Bern Maikäfer dafür angeklagt, dass sie die Ernte beschädigt hatten. Dafür wurde extra ein sogenannter Prokurator ausgesandt, der die Tiere dazu auffordern sollte, vor Gericht zu erscheinen. Im Gericht nahm der Richter dann einige Exemplare der Tiere in die Hand und sagte ihnen, sie sollen das Gebiet verlassen. Hielten sie sich daran, gut. Taten sie es nicht, wurden sie verurteilt. 

Weswegen zahlreiche Schweine sterben mussten, liest du auf der nächsten Seite!

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Schweine

Im Jahr 1494 wurde in Frankreich ein Schwein beschuldigt, ein Baby erwürgt und verunstaltet zu haben, das daraufhin gestorben sei. Mehrere Zeugen wurden herbeigerufen, die aussagten, das Schwein habe darauf gewartet, dass alle das Haus verließen und sei dann zur Krippe des Kindes geeilt, um dessen Gesicht und Hals zu fressen. Das Schwein wurde für schuldig befunden und zum Tod am Galgen verurteilt.

1457 wurde eine Sau des Mordes beschuldigt; ihre sechs Ferkel wurden als Komplizen angeklagt. Während ihre Mutter am Galgen starb, wurden die Ferkel aufgrund ihres zarten Alters entlassen.